08.-10.07.2022 – „Das Klima isst mit – Ernährung, Landwirtschaft und die Klimakrise“ – die Projektstelle Ökologisch Essen zu Gast bei den Naturfreunden

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Vom 08. bis 10. Juli 2022 waren Anke Neumeier und Susanne Kiehl als Referentinnen zum Naturfreunde-Seminar „Das Klima isst mit – Ernährung, Landwirtschaft und die Klimakrise“ im Schloss Aspenstein der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V. in Kochel am See eingeladen. Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft widmeten dieser wichtigen Thematik ein ganzes Wochenende.

Im Eröffnungsvortrag des Seminars stellten die beiden Referentinnen der Projektstelle Ökologisch Essen des BUND Naturschutz München das Prinzip der Nachhaltigkeit und den Klimaaspekt ins Zentrum. Wichtige Inhalte waren die Bevorzugung von ökologischen Lebensmitteln, die Kriterien der Regionalität und Saisonalität sowie geringer Fleischverzehr. Die Präsentation gestaltete sich engagiert und lebendig und regte die Teilnehmenden zum Diskutieren an.

Der Tierarzt Dr. Rupert Ebner legte in seinem Vortrag den Fokus auf die Tierhaltung. Er kritisierte die Massentierhaltung, den hohen Antibiotikaeinsatz sowie die Futtermittelimporte aus Übersee, die den klimaschädlichen CO2-Ausstoß bei der Mast überhöhen. Der Referent forderte einen geschlossenen Kreislauf und schlussfolgerte: „Große Wiesen sind für das Klima so wichtig wie die Urwälder.“

Um einen Einblick in die Praxis zu bekommen, unternahmen die Seminar-Teilnehmenden eine Exkursion zum Haserhof, der Reststoffe verwertet und keine Abfälle produziert. Hierfür setzt der Betrieb als Vorreiter für Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf Pilzzucht, Gemüseanbau, Hühner und Schweine. Die Regionalität wird durch die Zusammenarbeit mit einer Bäckerei und einem Hotel in der Umgebung gewährleistet.  

Die Europaabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin der SPD Maria Noichl berichtete vom langwierigen Kampf um eine Reform für den Zeitraum von 2021 bis 2027. Alle Teilnehmenden stimmten überein, dass anstatt dem Gießkannenprinzip der flächenbezogenen Subventionen die Leistungen der Landwirte für das Gemeinwohl (bspw. für Biodiversitätserhalt und Klimaschutz) belohnt werden sollen. Die Referentin bedauerte, dass der Ukraine-Krieg teilweise als Vorwand benutzt wird, um die letzte GAP-Reform wieder rückgängig zu machen. Maria Noichl erachtet es als entscheidend, dass die Umwelt- und Landwirtschaftspolitik Hand in Hand gehen.

Am letzten Seminartag nahm Frau Dr. Angelika Hilbeck von der ETH Zürich virtuell als Referentin teil. Sie zog eine ernüchternde Bilanz der letzten 30 Jahre Agro-Gentechnik, die mit kostenintensiven Investitionen einhergeht. Auch die neue crispr cas-Methode ist nicht dazu imstande, die Nutzpflanzen an den Klimawandel anzupassen. Die Referentin kritisierte die Gentechnik-Befürworter und die zustimmende Berichterstattung der Medien scharf. Außerdem bewarb Angelika Hilbeck die Europaweite Petition für ein striktes Gentechnikrecht: „Nicht hinter unserem Rücken“.

Den Abschluss des Seminars bildeten die Ernährungsfragen auf der globalen Ebene. Ausgehend von den planetarischen Grenzen und dem Klimawandel zeigten Susanne Kiehl und Anke Neumeier Alternativen auf. Wesentliche Ursachen für den Welthunger sind die ungerechte Verteilung und Verschwendung von Lebensmitteln sowie der hohe Fleischkonsum. Beide Referentinnen forderten dies zu ändern. Die Kernbotschaft des Seminars wurde mit: „Essen ist politisch!“ zusammengefasst. So sollen die Teilnehmenden nicht nur ihr eigenes Verhalten kritisch reflektieren, sondern sich auch politisch engagieren.

Die Diskussionen wurden durch die verschiedenen Hintergründe der Teilnehmenden mit zahlreichen interessanten Aspekten bereichert, unter anderem durch eine Vertreterin von FIAN (internationale Organisation für das Menschenrecht auf Nahrung). Außerdem konnten einige der Teilnehmenden ihre eigenen landwirtschaftlichen Erfahrungen miteinfließen lassen, während andere die Verbraucherseite beleuchteten. Das Feedback der Seminarteilnehmer war durchwegs positiv. Als Multiplikatoren werden die Teilnehmenden die neuen Erkenntnisse weiter in die Gesellschaft tragen und sich gemeinsam für eine Agrar- und Ernährungswende stark machen.