Keine Gentechnik!

Zahlreiche gentechnikkritische Organisationen protestieren im Dezember 2025 vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Kanzler Merz soll sich in Brüsseler für strenge Regeln für neue Gentechnik einsetzen. Foto: Nick Jaussi

Worum geht es?

Die Europäische Union bestimmt mit ihren Regeln viele Bereiche unseres Alltag. Dazu gehört auch die Frage, welches Essen auf den Tisch kommt und ob dabei Gentechnik mit im Spiel war. Diesen Aspekt regelt das EU-Gentechnikrecht. Die EU-Kommission möchte diese 20 Jahre alten Regelungen gerne ändern, damit mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) wie Crispr/Cas hergestellte Pflanzen schnell auf den Markt kommen können. Die laufende Debatte darüber zeigt, wie Gesetze in der EU entstehen und welche Bedeutung Lobbyisten dabei haben.

Neue Einigung: Gentechnik in Lebensmitteln verstecken

Das Europaparlament, Mitgliedstaaten der EU und die EU-Kommission haben sich am 4.12.2025 vorläufig auf eine Verordnung für Pflanzen aus NGT geeinigt. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Pflanzen, deren Erbgut an höchstens 20 Stellen jeweils bis zu 20mal geändert wurde (Kategorie 1), gelten als gleichwertig mit herkömmlich gezüchteten Pflanzen. Ausnahmen: Sie sind herbizidresistent oder produzieren Insektizide.
  • Lebensmittel, die aus diesen Pflanzen hergestellt wurden, müssen nicht mehr gekennzeichnet werden
  • Patente auf die Pflanzen sind erlaubt
  • Pflanzen der Kategorie 1 brauchen keine Zulassung. Ihr Risiko für Mensch, Tier und Umwelt muss nicht untersucht werden.
  • Es gibt keine Regeln für eine Koexistenz mit ökologischer und gentechnikfreier Land- und Lebensmittelwirtschaft. (Quelle: www.keine-gentechnik.de)

Anfang kommenden Jahres werden Parlament und EU-Mitgliedstaaten darüber abstimmen, ob der Kompromiss Gesetz werden soll. Verbände aus Umweltschutz und (Bio)Land- und Lebensmittelwirtschaft wollen das verhindern und protestieren heftig. Warum?

3 Gründe für eine gentechnikfreie Zukunft auf dem Teller

1 – Gentechnik gefährdet die Artenvielfalt

Wo ist das Risiko?

  • Biodiversität ist entscheidend für ein gesundes Ökosystem und die Nahrungsmittelproduktion. Gentechnisch veränderten Organismen (GVO) können sich unkontrolliert mit natürlichen Arten kreuzen, was die genetischen Merkmale von Wildpflanzen und Wildtieren beeinträchtigen kann
  • Bestimmte GVO können resistenter gegenüber Schädlingen oder Herbiziden gemacht werden. Dadurch würden sich bestimmte Arten von Insekten oder Beikräutern anpassen und ihrerseits resistente Populationen entwickeln.
  • Insgesamt kann es zu einem Verlust der genetischen Vielfalt, unerwünschten und unvorhersehbaren Kreuzungen und Resistenten kommen.
  • Ein Teufelskreis: durch die Resistenzen braucht es mehr Pestizide, was die Umwelt belastet und die Artenvielfalt weiter senkt.

2 – Patente auf Leben

Wo ist das Risiko?

  • Die zu erwartende Monopolisierung von Pflanzeneigenschaften durch einzelne Unternehmen wird absehbar dazu führen, dass deutsche Landwirte und kleine und mittelständische Züchter den Zugang zum Markt verlieren.
  • Mit der geplanten Deregulierung droht eine Flut an Patenten auf Pflanzen, Tiere und deren genetische Eigenschaften. Oft werden sogar natürliche Eigenschaften als „Erfindungen“ patentiert. Patente bremsen den Fortschritt in der Pflanzenzucht, verursachen hohe Kosten für Züchter und verstärken die Abhängigkeiten für Landwirtschaft und Ernährung.

3 – Kein Schutz für die ökologische Landwirtschaft

Wo ist das Risiko?

  • Durch ein Aufweichen des EU-Gentechnikrechts wird sich zukünftig nicht mehr garantieren lassen, dass Bio-Lebensmittel frei von Gentechnik sind. Bislang konnte sich die Bio-Branche auf das Gentechnikrecht der EU verlassen, das auf dem Vorsorgeprinzip basiert und Wahlfreiheit und Transparenz garantiert. Doch genau dieses Prinzip steht nun auf der Kippe.
  • Wird es in Zukunft noch gentechnikfreie Sorten geben? Die zunehmende Konzentration des Saatgutmarkts spürt man schon heute. Wir brauchen biologische Vielfalt und die größtmögliche Unabhängigkeit von agrarindustriellen Strukturen in der ökologischen Landwirtschaft.

Wir fordern:

Wir fordern die Politik auf, ihrer Verantwortung für die Landwirtschaft und Gesellschaft in Deutschland entsprechend zu handeln und dafür Sorge zu tragen, dass auch künftig gentechnikfreier Anbau in Europa möglich bleibt!

Und wir sind nicht allein:

Ein Zusammenschluss der Unternehmen REWE, dm, Alnatura, dennree und Rapunzel forderten im November 2025 in einem Offenen Brief die EU-Parlamentarier Manfred Weber, Jessica Polfjärd und Stefan Köhler (alle EVP) auf, die vollständige Kennzeichnungspflicht auch für Neue Gentechnik zu erhalten.

Was kann man tun?

Mitmachen! Unterzeichnen Sie die Petition:

„Kennzeichnung und Regulierung aller Gentechnik-Pflanzen erhalten“